Hast du schon einmal das Gefühl gehabt, deinem Arbeitgeber mehr zu schulden, als vertraglich vereinbart ist? Oder, dass ein Wechsel des Arbeitsplatzes ein Verrat an deinem Team wäre?
Dieses schlechte Gewissen, das viele Beschäftigte spüren, ist ein Symptom von falscher Loyalität – einem der größten Hindernisse auf dem Weg zu einer erfüllten Karriere. In diesem Artikel zeige ich dir, warum diese Denkweise dich zurückhält und wie du dich davon lösen kannst, um endlich beruflich durchzustarten.
Was ist falsche Loyalität?
Falsche Loyalität entsteht, wenn emotionale Verstrickungen und Schuldgefühle das Verhältnis zwischen dir und deinem Arbeitgeber beeinflussen. Anstatt dein Arbeitsverhältnis als sachliche Vereinbarung zu betrachten, entwickelst du Bindungen, die dich davon abhalten, objektive Entscheidungen zu treffen. Beispiele sind:
- Das Gefühl, deinem Team oder Vorgesetzten „etwas zu schulden“.
- Hemmungen, deinen Job zu kündigen, weil es „ungünstig für andere“ wäre.
- Der Wunsch, „ehrlich“ zu sein und deine Gedanken oder Wechselabsichten ungefiltert mitzuteilen.
Diese Verhaltensweisen basieren oft auf einem Denkfehler: der Annahme, dass du deinem Arbeitgeber emotional verpflichtet bist.
Warum falsche Loyalität schädlich ist
Falsche Loyalität bremst dich in deiner beruflichen Entwicklung. Anstatt nach Möglichkeiten zu suchen, die besser zu deinen Fähigkeiten und Zielen passen, bleibst du aus einem falschen Pflichtgefühl in einer Situation, die dich unglücklich macht.
Auch Unternehmen profitieren nicht von Angestellten, die sich aus Angst oder Schuldgefühlen an ihre Position klammern. Innovation und Fortschritt entstehen, wenn Mitarbeitende neue Perspektiven einbringen oder sich weiterentwickeln – sei es innerhalb oder außerhalb des Unternehmens.
Die Dynamik hinter falscher Loyalität verstehen
Menschen, die unter falscher Loyalität leiden, glauben oft, sie müssten ihre Gedanken und Entscheidungen vollkommen transparent machen. Das führt zu Aussagen wie:
- „Ich will ehrlich sein und meinem Arbeitgeber sagen, dass ich mich woanders bewerbe.“
- „Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich meinem Team durch meinen Wechsel Mehrarbeit aufbürde.“
Diese Denkweise ist jedoch kontraproduktiv. Ein Arbeitsverhältnis ist keine romantische Beziehung, sondern eine sachliche Vereinbarung: Deine Arbeit gegen Bezahlung. Dein Arbeitgeber hat in deinem Arbeitsvertrag bereits vorgesehen, dass du kündigen kannst. Warum also solltest du dir ein schlechtes Gewissen machen?
So löst du dich von falscher Loyalität
Der erste Schritt, um dich von falscher Loyalität zu lösen, ist, dir bewusst zu machen, dass du keine emotionale Verpflichtung gegenüber deinem Unternehmen hast. Hier sind einige praktische Tipps:
- Trenne persönliche Beziehungen von beruflichen Vereinbarungen.
Du kannst ein gutes Verhältnis zu deinem Team und Vorgesetzten pflegen, ohne dass dies deine beruflichen Entscheidungen beeinflussen muss.
- Akzeptiere deine Emotionen, aber lasse sie nicht dein Handeln bestimmen.
Es ist okay, Trauer oder ein schlechtes Gewissen zu empfinden. Diese Gefühle sollten dich jedoch nicht davon abhalten, deinen Weg zu gehen.
- Sehe deinen Wechsel als Bereicherung für beide Seiten.
Dein Abschied kann frischen Wind ins Unternehmen bringen, während du in einer neuen Position deine Talente besser entfalten kannst.
Was dein Arbeitgeber wirklich denkt
Als Führungskraft weiß ich, dass eine Kündigung kurzfristig zusätzliche Arbeit bedeutet. Doch mittel- und langfristig sind Wechsel im Team eine Chance für Wachstum und Innovation. Gute Mitarbeitende bringen neue Perspektiven mit, die jedes Unternehmen bereichern. Deine Vorgesetzten wissen das.
Wenn du dich entscheidest, den nächsten Karriereschritt zu gehen, kannst du dein Arbeitsverhältnis professionell beenden und trotzdem die menschlichen Beziehungen pflegen.
Loyalität mit Klarheit und Weitblick leben
Falsche Loyalität im Job ist ein Hindernis, das dich davon abhalten kann, dein volles Potenzial auszuschöpfen und deinen individuellen Weg zu gehen. Indem du dir bewusst machst, dass ein Arbeitsverhältnis keine emotionale Verpflichtung ist, sondern eine sachliche Vereinbarung, kannst du klare Entscheidungen für deine Zukunft treffen. Dabei kannst du persönliche Beziehungen zu Kolleg:innen und Vorgesetzten aufrechterhalten und gleichzeitig professionell handeln.
Loyalität bedeutet nicht, sich selbst hintenanzustellen – sie bedeutet, bewusst und mit Weitblick zu handeln, um für alle Beteiligten das Beste zu erreichen.